Selbstdisziplin: Wie Kleinigkeiten unser Leben verändern können

Disziplin ist nicht angeboren, sondern lässt sich trainieren. Wer Selbstdisziplin erlernen möchte, der beginnt am besten damit, sein Bett zu machen. Denn gerade die kleinen Dinge sind es, mit denen wir die größten Erfolge erzielt können.

Am 17. Mai 2014 stand William Henry McRaven, ehemaliger Navy Seal und Oberbefehlshaber des United States Special Operations Command, nicht wie so oft in seinem Leben feindlichen Truppen oder Terroristen gegenüber. Dieses Mal warteten hunderte von Studenten gespannt auf die Worte des Mannes, der die Operation zur Tötung von Osama bin Laden leitete. Doch was dieser sagen hatte, dürfte die Absolventen mehr als überrascht haben.

Der erste Schritt zu mehr Selbstdisziplin

Admiral McRaven wurde die Ehre zu Teil, eine Rede vor den Absolventen der University of Texas zu halten. Knapp 37 Jahre zuvor hatte er selbst hier graduiert. Motiviert und bereit dazu, endlich ins Berufsleben zu starten, Karriere zu machen und die Welt zu verändern. Nun sollte ausgerechnet er den jungen Akademikern in ihren schwarzen Abschlussroben mit den kultigen quadratischen Hüten auf den Köpfen einen letzten Motivanschub mit auf den Weg geben. Ein letztes Stück Weisheit, bevor die Universität die Studenten in die Welt entlässt.

Die Erwartungen an McRaven, seine Rede und deren Inhalt waren sicher gemischt, doch was er dem Publikum zu sagen hatte, war fernab von typischen Floskeln wie „Gebt niemals auf!“ oder „Jeder Rückschlag macht euch nur noch stärker!“

Mach dein Bett

Seine Worte waren weder glorreich noch heroisch. Sie waren simpel. So simpel, dass sie dem ein oder anderen Zuhörer wie ein Schlag ins Gesicht vorkommen mussten. Dennoch, oder gerade deshalb, waren es vielleicht die wertvollsten Worte, die die Studenten in all den Jahren an der Uni zu hören bekamen:

Wenn du die Welt verändern möchtest, beginne damit, dein Bett zu machen!

Drei Jahre nach seinem vielbeachteten Vortrag veröffentlichte er ein Buch mit dem Titel „Mach dein Bett. Die 10 wichtigsten Dinge, die ich als Navy SEAL gelernt habe und die auch dein Leben verändern“. Es wurde ein internationaler Bestseller.

Willenskraft lässt sich formen

McRaven war sich bewusst, dass Talent und guter Wille allein nicht ausreichen, um erfolgreich zu sein, denn der Weg an die Spitze ist nicht glorreich, sondern steinig, anstrengend und oft auch verdammt langweilig. Exzellenz und Erfolg entstehen jedoch nicht trotz, sondern gerade aufgrund dieser Widerstände.

Erkenne die Chancen in den Hindernissen

Es sind die vielen kleinen Anstrengungen, die man unternehmen muss, um am Ball zu bleiben, obwohl man müde, schlecht gelaunt und gestresst ist. Alle münden in der einen entscheidenden Fähigkeit, die das Fundament für jedes Ziel und jeden Traum darstellt: Selbstdisziplin.

Sie stärken unsere Disziplin und machen uns bereit für die Momente in denen wir unsere Willenskraft und Fähigkeit zur Selbstregulation am meisten brauchen. Jedes Hindernis und jeder metaphorische Stolperstein sind also kein Problem, sondern eine Chance sich zu verbessern.

Jeder Schuh der geputzt werden muss, ist eine Trainingseinheit für unseren Charakter. Jeder eingehende Anruf eine weitere Möglichkeit sich von seiner besten Seite zu zeigen, bis es irgendwann zur Gewohnheit geworden ist, sich von seiner besten Seite zu zeigen.

Unser Leben ist gespickt mit solchen Chancen, doch sind wir oftmals unempfänglich für diese Möglichkeiten. Daher sehen wir nicht, dass die Steine, die uns den Weg versperren, aus purem Gold sind.

Nur der Weg führt zum Ziel

Wir sind so fixiert auf das große glorreiche Ziel am Ende des Weges, dass wir nicht erkennen, was auf dem Weg dazu alles erforderlich ist. Wir wollen eine attraktive Strandfigur und beneiden andere für ihre Traumkörper. Doch was wir nicht sehen ist das harte Training und die eiserne Ernährung, die dafür notwendig sind – einen Weg, den diese Menschen auf sich genommen haben.

Die entscheidende Frage ist: Wenn wir nicht bei kleinen Dingen unsere Selbstdisziplin üben, haben wir im entscheidenden Moment überhaupt die mentalen Ressourcen, um unseren Traum auch in die Tat umzusetzen? Ist unser Tank der Willenskraft im Ernstfall groß genug, damit uns nicht auf halber Strecke der Treibstoff ausgeht und die Motivation zum Erliegen kommt?

Selbstdisziplin ist die Basis für Erfolg

Für alle großen Ziele ist Willenskraft und Disziplin unerlässlich. Doch um diese zu erreichen, ist es Notwendig bereits früh damit zu beginnen diese Tugenden zu kultivieren.

Wir wollen ganz oben stehen, Karriere machen, uns selbst und die Welt verändern. Doch wie sollen wir das schaffen, wenn wir es noch nicht einmal schaffen Ordnung in unseren eigenen vier Wänden zu schaffen? Woher soll die Disziplin kommen, die wir für all das brauchen, wenn wir uns nie in Disziplin geübt haben? Wie sollen wir die Welt verändern, wenn wir es noch nicht einmal schaffen unser Bett zu machen?

Bringe den Stein ins Rollen

Wer Berge erklimmen will, der sollte sich auch auf die Anstrengungen des Aufstiegs vorbereiten. Ansonsten stößt man bereits beim ersten Steilhang an die eigenen Grenzen. Man fängt an zu jammern oder nach Ausreden zu suchen, bevor man sich schließlich entmutigt umdreht und zurück auf den Heimweg macht. Der Abstieg zurück in die Komfortzone beginnt, weil die Kräfte nicht ausreichen, um über sich selbst hinauszuwachsen und es nochmal zu probieren. Und nochmal und nochmal…

Trainiere deine Willenskraft und Selbstdisziplin

Disziplin lässt sich trainieren, wie ein Muskel. Sie wächst mit ihren Aufgaben, wird stärker und ausdauernder, sodass wir über Anstrengungen, die uns zu Beginn unheimlich viel Überwindung gekostet haben, irgendwann nicht mal mehr nachdenken, sondern sie anstandslos erledigen.

Motivation und Willenskraft bringen den Stein der Veränderung ins Rollen, bis Gewohnheit das Ruder übernimmt und wir im Halbschlaf das Bett machen, ohne es zu merken.

Hinweis: Wie jeder Muskel braucht aber auch Disziplin ihre Pausen, um wachsen zu können, denn wer immer nur diszipliniert ist und denkt, dass Willenskraft eine unendliche Ressource sei, gleicht einem Läufer der nach der ersten Hälfte an der Spitze eines Marathons erschöpft zusammenbricht, weil er all seine Energie bereits verbraucht hat. Disziplin wächst und gedeiht am besten in der goldenen Mitte zwischen Faulheit und Ego.

Sei dabei nicht zu verbissen

Auf der einen Seite, der Wunsch nach Bequemlichkeit, der uns glauben lässt wir bräuchten ein Pause, bevor wir müde sind. Auf der anderen die größenwahnsinnige Stimme der Selbstüberschätzung, die uns weiß machen will, Pausen seien unnötige Zeitverschwendung. Sind wir uns dieser beiden Pole bewusst, so haben wir auch ein realistisches Bild unserer eigenen mentalen Fähigkeiten und können uns den eigenen Grenzen annähern, ohne Gefahr zu laufen, in ein Loch der Lethargie zu fallen, oder auszubrennen. 

Wer versucht, stets und bei jeder Gelegenheit diszipliniert zu sein, der formt einen verbohrten, unflexiblen und „harten“ Charakter, der keinen Platz für Glück und Gelassenheit mehr kennt. Eine Persönlichkeit, die die Zügel hingegen immer locker lässt und sich nie in Willenskraft und Selbstregulation übt, wird „weich“ und zu einer Fahne im Wind der eigenen Gelüste, deren Glück nie von Dauer ist. Der Weg zum Erfolg liegt in der Mitte zwischen diesen beiden Extremen.

Mach dein Bett, verändere die Welt

Widmen wir uns den Kleinigkeiten des Alltags mit der selben Aufmerksamkeit und Sorgfalt, die wir auch den großen, „wichtigen“ Dingen des Lebens zu Teil werden lassen, so wächst unsere Willenskraft stetig weiter. Unser Muskel wird stärker, wir werden belastbarer und erholen uns besser von Anstrengungen jeglicher Art, sodass wir bereit sind zu glänzen, dann wenn es wirklich darauf ankommt.

Mach dein Bett, putz deine Schuhe, räum dein Zimmer auf. Bereite dich auf die großen Dinge vor, indem du dich um die kleinen Dinge kümmerst.

Die Challenge:
Vom Lesen ins Tun kommen

Damit die Tipps aus diesem Ratgeber wirklich etwas bewirken können, reicht es nicht aus, ihn nur zu lesen und die Inhalte zu verstehen. Du musst auch tatsächlich ins Tun kommen und etwas verändern. So kann eine Veränderung deiner Lebensgewohnheit geschehen. Daher stelle ich dir am Ende jedes Artikels eine Challenge. Und los gehts:

Am besten kannst du deine Selbstdisziplin üben, wenn du dir eine Routine schaffst, die du jeden Tag wiederholen kannst. Daher lautet die Challenge für dich: Überlege dir eine Morgenroutine, mit der du deinen Tag starten möchtest. Beginne damit, direkt nach dem Aufstehen dein Bett zu machen. So hast du sofort ein kleines Erfolgserlebnis. Trinke anschließend ein Glas Wasser, mache ein kurzes Workout, schreibe ein Dankbarkeits-Tagebuch oder meditiere für einige Minuten. Jede dieser Aufgaben kann eine Bereicherung für dein Leben sein. Indem du sie jeden Tag wiederholst, kannst du zudem wunderbar deine Selbstdisziplin trainieren. Egal wie dein Tag anschließend verlaufen sollte – du hast zumindest etwas, auf das du stolz sein kannst.

Wenn du möchtest, schreib mir danach einen Kommentar mit deinen Erfahrungen unter diesen Artikel und motiviere so andere Leser auch ins Tun zu kommen.

Ein Kommentar

  1. Hi Raphael,

    cooler Beitrag! Oh ja Willenskraft und Selbstdisziplin sind für mich als Sportler auch ständige Begleiter die gut gepflegt werden wollen. Mir persönlich helfen immer wiederkehrende Rituale und feste Termine am besten. Beispielsweise fängt bei mir so ziemlich jeder Morgen mit einem ausgiebigen Frühstück an.

    Biele Grüße
    Jahn

Hinterlasse einen Kommentar